Das Kreisehrengarden-Treffen

 Die Geschichte der Kreisehrengardentreffen hat ihren Ursprung in einer Initiative der Garde des Warendorfer Schützenvereins »Hinter den drei Brücken». 1950 gegründet, trugen seine Mitglieder bereits fünf Jahre später das erste dieser Treffen aus.  Schon damals, 1955, war die Grundstruktur des Wettbewerbs mit den Bestandteilen Schießen und Marschieren angelegt.  Und Trophäen gab es natürlich auch: Pokale sowie die vom austragenden Verein gestiftete "Kreis-Wanderstandarte" Die Sassenberger Ehrengarde darf sich dabei getrost als »Gründungsmitglied« betrachten.  Seit 1955 fehlten die Sassenberger bei keinem der Treffen.  Mit ansehnlichem Erfolg - bereits viermal nahmen sie die Wanderstandarte mit an die Hessel.

 

Haupt-Initiator dieses \Nettbewerbes war Bernhard Kämmer.  Der damalige Präsident des Vereins "Hinter den drei Brücken" übte auch das Amt als erster Oberpreisrichter bis zu seinem Tode aus.  Sein Nachfolger wurde Franz Beuse, den seinerseits 1987 Franz Kombrink ablöste.

 

Im Laufe der Jahre wurden die Treffen immer beliebter und ihr Umfang wuchs kontinuierlich: bei der Premiere liefen etwa zehn Ehrengarden auf - heute liegen ständig 30 Anmeldungen vor, darunter auch von sechs Damengarden.  Mittlerweile sind die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. Diese Regelung hat den Zweck, dass vor allem neue Teilnehmer bessere Chancen für die Ausrichtung dieses \Nettbewerbes bekommen.  Denn das ist eine Besonderheit dieses Wettkampfes: nicht einfach der Erste des Wettbewerbes erhält die Wanderstandarte und damit das Recht, das Treffen im Folgejahr ausrichten zu dürfen.  Da in den Anfangsjahren immer wieder die gleichen Garden den Sieg davontrugen, gab es folgende Satzungsänderung: die Wanderstandarte erhielt das bestplatzierte Team, das das Treffen seit vier Jahren nicht mehr ausgerichtet hat.  Damit sollte mehr Abwechslung geschaffen werden.  Später wurde die Klausel von vier auf sieben und schließlich sogar zehn Jahre erweitert.

 

Die Ehrengarde Sassenberg beim Antreten zum Wertungsmorsch beim Kreisehrengarden-Treffen im Jahr 1956 in Harsewinkel.

 

Seit 1993 gibt es nach langen und teilweise kontrovers geführten Diskussionen die Einteilung in zwei Gruppen.  Danach darf die Standarte immer nur an eine Garde aus der Ersten oder aus der Zweiten Kategorie fallen.  Ein Stück mehr Gerechtigkeit denn die Standarte steht zwar auch für die Repräsentation aller Ehrengarden des Altkreises Warendorf.  Vor allem aber birgt sie das Recht, das Kreistreffen - zwar aufwendig aber auch lukrativ - ausrichten zu dürfen.  Für beide Bedeutungen gilt: nach und nach soll jede Ehrengarde einmal in diesen Genuss kommen.

 

Der sportliche Wettbewerb kommt darüber jedoch nicht zu kurz.  Sowohl für das Schießen als auch das Marschieren gelten strenge Bewertungskriterien.  Zunächst der Schießwettbewerb: jeweils fünf Schützen treten für jede Garde an; die besten vier kommen in die Wertung.  Geschossen wird mit Luftgewehren des Kalibers 4,5 Millimeter aus zehn Meter Entfernung auf 10er Ringscheiben.  Außerdem schreibt das Regelement vor, dass der veranstaltende Verein »neutrale Luftgewehre mit Diopter« zur Verfügung stellt, in einem geschlossenen Raum und bei Kunstlicht geschossen wird.  All diese Bedingungen orientieren sieh an den Vorgaben des Deutschen Schützenbundes und dokumentieren den sportlichen Charakter dieses Wettbewerbes.  Und sie sind ein Hauptgrund für die Veränderungen am vereinseigenen Schießstand der Sassenberger Ehrengarde.  Denn noch 1992, als das Kreistreffen zuletzt in Sassenberg ausgerichtet worden war, musste der Schießwettkampf bei den Kollegen in Warendorf stattfinden.  

 

Die Haupttrophäe des Kreisehrengardentreffens ist die Wanderstandarte des Altkreises Warendorf.  Sie wurde 1955 von dem Warendorfer Schützenverein »Hinter den drei Brücken« gestiftet.

 

  Der Grund: der Stand in Sassenberg hatte nur vier Schießbahnen.  Es müssen aber alle fünf Schützen einer Garde gleichzeitig antreten, damit der Wettbewerb nicht verzerrt wird.  Seit 1994 gibt es nun mit sechs Bahnen einen wettkampftauglichen Schießstand.

Der zweite Teil des Wettbewerbes heißt »Marschieren«.  Dabei gilt es für die Wertungsrichter vor allem das einheitliche Erscheinungsbild der angetretenen Garden zu beurteilen.  Dies erklärt das stete Bemühen der Ehrengarde um akkurate Uniformen, Handschuhe, Hüte und Jacken.

  Die Garden marschieren in geschlossener Formation auf einer 100 Meter langen Wertungsstrecke an einer Musikkapelle vorüber. Dabei müssen die Teilnehmer den Takt der Marschmusik akkurat einhalten.  Außerdem ist die Seitenrichtung der Rotten und die exakte Ausrichtung in den Längslinien ein weiteres Bewertungskriterium.  Hinzu kommt natürlich ein möglichst exakter Gleichschritt und dazu passende Arm- und Gewehrhaltung.  Ob die Garden bei diesem Präsentiermarsch Gewehre oder Hellebarden tragen, bleibt ihnen übrigens freigestellt.  Nach einem detailliert vorgeschriebenen Bewertungsschema vergeben die Schiedsrichter dann zwischen sechs Punkten (befriedigend) und neun Punkten (vorzüglich).  Dieser Blick in die Wertungskriterien zeigt deutlich, dass nicht nur für den Schießwettbewerb sondern auch fürs Marschieren viel Training nötig ist.  Kein Wunder also, dass die Sassenberger 1966 erstmals den ersten Platz errangen.  Kommandeur war damals kein anderer als Franz Arenhövel, der stets besonderen Wert auf das Training und gute Marschleistungen legte.

Durch die Sperrfrist-Regel blieb ihm die Wanderstandarte jedoch verwehrt.  Viermal kam die Ehrengarde des Sassenberger Bürgerschützen-Vereins bereits in diesen Genuss - 1960, 1972, 1980 und 1991.  Häufiger errang bislang nur der Schützen- und Heimatverein Marienfeld die Wanderstandarte; er triumphierte erstmals 1956 und mit der Standarte im Jahr 1990 sicherten sie sich die Ausrichtung des Kreisehrengarden-Treffens bereits zum fünften Mal.

Durch die Begegnungen bei den Kreistreffen entstand zwischen den Marienfeldern und der Garde aus Sassenberg ein besonders enges Verhältnis.  Oft werden Vergleichsschießen, aber auch verschiedene gemeinsame Feste organisiert.

 

Kreistreffen 1991 in Marienfeld: Die Ehrengarde Sassenberg hat zum vierten Mal in ihrer Vereinsgeschichte die Wanderstandarte errungen.

Die Kreistreffen bilden darüber hinaus den passenden Rahmen für Ehrungen: regelmäßig werden dabei die Verdienstmedaillen des Westfälischen Schützenbundes vergeben.  Folgende Sassenberger Schützenbrüder erhielten ihn bislang: 1987 Franz Pohl, 1989 Willi Hartmann und 1992 Bernhard Kunstleve.

 

Neben dem Kampf um die wichtigste Trophäe des Wettbewerbes, die Kreis-Wanderstandarte, steht bei den Treffen das Zusammengehörigkeitsgefühl über die Vereinsgrenzen hinweg im Mittelpunkt.  Kameradschaft und Nachbarschaft sind weitere Schlagworte in diesem Zusammenhang.  Im dazu passenden Paragraphen 3 der Satzung heißt es ausdrücklich: »Das Kreistreffen hat den Zweck, im Sinne echten Schützengeistes ein Bekenntnis gut nachbarschaftlicher Zusammengehörigkeit abzulegen, um so dem Schützenwesen Bestand und Aufschwung zu geben.  Aus diesem Grund wird dem gesellschaftlichen Teil des Treffens breiter Raum gegeben.«

 

Damit dieses Feuer nicht nur einmal im Jahr lodert, gibt es seit 1978 regelmäßige Herrenabende - zumeist im Spätherbst.  Die Emanzipation macht auch davor nicht halt: Da seit Mitte der 80er Jahre auch Damenriegen an den Kreisehrengarden-Treffen teilnehmen, sind zu den »Herrenabenden« ganz logisch auch die Frauen der Damenriegen eingeladen.

 

 

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Letztes Update: Montag, April 21, 2008