Das
Vereinsleben heute Doch
das Vereinsleben besteht für die Mitglieder nicht ausschließlich aus
Pflichtaufgaben. Die Zusammengehörigkeit
und Kameradschaft über das Schützenwesen hinaus bestimmen das Vereinsleben
dieser Ehrengarde. Der Auftritt
beim Schützenfest oder dem Kreisehrengarden-Treffen ist wichtig, aber er ist
nicht das alleinige Ziel dieser Gemeinschaft.
Die Gardisten halten untereinander engen Kontakt, pflegen
Freundschaften zu anderen Vereinen und haben ein engeres Gemeinschaftsgefühl,
als es beispielsweise in einem so großen und mitgliederstarken Verein wie dem
der Bürgerschützen aufkommen kann. Die
Stellung der Ehrengarde im Bürgerschützen-Verein ruht auf zwei Säulen:
einerseits die Selbständigkeit mit eigener Satzung und eigenem Vereinsleben,
andererseits die Bindung an die Bürgerschützen.
Deutlich wird dies am Ehrengarde-Vorstand.
Der Kommandeur wird alle drei Jahre neu bestimmt und außerdem sind mit
dabei: Zugführer, Kassierer, Schriftführer, zwei Beisitzer, davon einer mit
der Funktion»Jugendsprecher«. Sie
alle werden natürlich von den Mitgliedern der Ehrengarde gewählt - der
Vorstand der Bürgerschützen jedoch muss den Kommandeur bestätigen. Keine direkte Mitsprache aber zumindest Einfluss.
Das Abholen der Majestät am Montagmorgen, hier
(Bernhard Beile, 1987) gehört zu den vielen Pflichten einesjeden
Ehrengardisten. Umgekehrt
kommt der jedoch genauso zustande, denn der Kommandeur ist automatisch
Mitglied im Vorstand der Bürgerschützen.
Somit ist Trotz
dieser Gemeinsamkeiten legen die Gardisten Wert auf ihre Eigenständigkeit.
Sie führen ein eigenes Vereinsleben neben dem des Bürgerschützen-Vereins, wählen
wie geschildert ihre eigene Führungsriege, haben eigene Statuten und sind
sich selbst verantwortlich. So
bestimmen sie beispielsweise eigenständig über die Bedingungen ihrer
Mitgliedschaft. Und die haben
sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte Zunächst
war mit dem 30. Geburtstag
unwiederbringlich auch das Ende der Zeit als Ehrengardist gekommen.
Mittlerweile können Mitglieder fünf Jahre länger dabeibleiben. Und
die Kann-Vorschrift "ledig", auf die in den Gründungsjahren
eiserner Wert gelegt wurde, ist mittlerweile komplett gefallen. Die Hochzeit eines Gardisten gilt nicht mehr wie einst als
Stigma, sondern als freudiges Ereignis. Das
Spalierstehen der Kameraden ist äußerliches Zeichen für diesen Wandel. Natürlich
ist dieser intern begründete Auftritt nur ein winzig kleiner Ausschnitt aus
dem Programm der Garde. Sie ist
nicht nur bei den Kreistreffen Aushängeschild Sassenbergs, sondern übernimmt
bei etlichen öffentlichen Terminen der in der Hesselstadt eine repräsentative
Rolle. Hinzu kommen Treffen wie
Übungstermine, Arbeitseinsätze und natürlich die Vereins-Versammlungen. Oder
zum Beispiel die Schieß-Termine. Sonntagmorgens kommen die Gardisten in ihrer
Halle zusammen, um dort zu trainieren. Dass
dabei die Geselligkeit und der regelmäßige Informationsaustausch im Clubraum
nicht zu kurz kommen, ist selbstverständlich.
Nur einmal im Monat, da ist das Schießen ein Pflichttermin.
Vergleichs-Schießen gibt es mit vielen anderen Vereinen.
Die Kontakte zwischen den Gruppen werden zwischenzeitlich intensiver,
nehmen dann aber auch wieder ab. Einzig
das Vergleichs-Schießen mit den Pluggendorfer Jägern bleibt auf einem gleich
hohen Niveau. Rund
zehnmal im Jahr geht es auf die Marschprobe.
Immer dann, wenn ein wichtiger Auftritt bevorsteht, wie beim
Ehrengarden-Treffen oder dem Jahresfest, muss dieser Auftritt geübt
werden. Neue Mitglieder müssen
sich einfügen und die alten ihre Fähigkeiten wieder auffrischen - zuweilen
eine nicht ganz einfache Aufgabe für den jeweils amtierenden Kommandeur.
Gleichschritt, Gewehrhaltung und vor allern ein einheitliches
Erscheinungsbild müssen einstudiert werden.
Aber natürlich bleibt bei all diesen Übungen der Flachs nicht außen
vor - wenn die Marschmusik schon aus dem Kassetten-Recorder tönt ... Wegen
der guten Ergebnisse der Sassenberger haben einige benachbarte Garden dieses
Ritual zumindest zeitweise übernommen - mit wechselndem Erfolg. Der
Kontakt mit befreundeten Vereinen hat für die Garde einen großen Stellenwert. Da sind nicht nur die Vergleichsschießen oder die
Herrenabende mit den anderen regelmäßigen Teilnehmern des
Ehrengarden-Treffens, immer wieder gab es auch Fußball- und andere
Sportturniere. 1991 stand die Geselligkeit ganz hoch im Kurs, als Gardisten
und Schützenbrüder gemeinsam nach Lindenberg im Allgäu reisten.
Ein Kontakt, den eigentlich das Blasorchester hergestellt hatte. Besonders starke Verbundenheit gibt es mit den Pluggendorfer
Jägern in Münster. Ein
besonderer Jux ist das sogenannte "Ständerrollen".
Anfang der 80er Jahre kam die erste dieser Aktionen zustande, als der
schwere Fahnenständer nach Marienfeld für das dortige Kreistreffen gerollt
wurde. Zwar schlief die Aktion für
einige Zeit wieder ein, doch 1991, als das Kreistreffen wieder in Marienfeld
stattfand, wurde sie fast schon zum festen Bestandteil der Vorbereitungen.
Flachs und Spaß treiben dabei bunte Blüten.
Für die größte Überraschung sorgten 1994 die Kollegen aus Beelen.
Sie hatten sich den Ständer ausgeliehen und versprochen, ihn für den
»Tag der Offenen Türe« zur Einweihung der renovierten Schützenhalle zurückzubringen. Sehnlichst
von den Ausrichtern erwartet,rückten sie einige Stunden vor den Besuchern an
und führten Metall-Gestelle mit, die sich jedoch nur mit viel Wohlwollen als
Ständer wiedererkennen ließen. Nervöse
Blicke bei den Sassenbergern und absolute Ruhe bei den Beelenern. Die begannen trotz aller hektischen Nachfragen ganz gelassen
mit der Montage der Einzelstücke. Erst
als diese Arbeit offenbar überhaupt nicht mehr voran kam, und die
Sassenberger immer ungeduldiger wurden, lösten sie den Ulk auf: die
Montageteile waren eigens angefertigt. Der
intakte Ständer wartete hinter einer Mauerecke. Verbundenheit
mit anderen Vereinen ist eine Sache - die Verbundenheit untereinander steht
dahinter nicht zurück. Musste
ein Gardist früher die Gemeinschaft verlassen, sobald er in den Stand der Ehe
trat, stehen ihm seine Kameraden mittlerweile sogar bei - vor der Kirche gibt
es stets ein Spalier und bei der Feier überreicht eine kleine Abordnung das
Geschenk. Darüber hinaus: kaum
ein Gardist feiert die Verlobung oder den Geburtstag ganz ohne die Kameraden.
Hinzu kommen die internen Feiern und Ausflüge: 1993 und 1995 dauerten
diese sogar gleich zwei Tage, als es nach Aachen bzw. nach Suhl ging.
Die vom fünfköpfigen Festausschuss organisierten Rad- und
Planwagentouren sind zwar stets für einen Tag, doch nicht minder beliebt. Dass sie wie etwa interne Tanzveranstaltungen oder Vogelschießen
mit den Partnerinnen ausgeführt werden, trägt sicher ebenfalls zum
geselligen Miteinander bei. Überhaupt
haben die Gardisten keinerlei Angst vor dem "schwachen" Geschlecht.
Nur wenn es gegen die "Kugelbienen", die Partnerinnen der
Ehrengardisten geht, dann kommt Konkurrenz auf - zumindest für die Zeit des
Schießwettbewerbes. Doch der
steht bei diesen Treffen eigentlich im Hintergrund.
Für die "Flintenweiber", die Königinnen und Frauen der
Vorstandsmitglieder im Bürgerschützen-Verein, stehen die Gardisten bei deren
Schießveranstaltungen stets als Betreuer und Gastgeber bereit. Bei
offiziellen Anlässen prägt die Garde oft durch ihr repräsentatives Äußeres
das Bild. Ob nun bei Stadtjubiläen
oder denen von Vereinen, am Volkstrauertag oder dem Umwelttag, ob bei der
feierlichen Einweihung von neuen Straßen oder beim Friedenstag
- die Ehrengarde ist stets präsent. Und wer sie nicht
live auf der Straße sehen kann, zu dem kam sie im August Die Ehrengarde Sassenberg und der berittene Fanfarenzug Freckenhorst bei den Aufnahmen zur ARD-Sendung "Kein schöner Land" im Sommer 1995 auf dem Warendorfer Marktplatz. Vereinsleben
bedeutet jedoch auch Arbeit - gerade bei der Ehrengarde.
Stichwort Eigenleistung: Da ist zum einen die Renovierung des Pavillons
zum Jubiläum des Schützenvereins 1989, was gewissermaßen das "Geschenk"
der Ehrengarde darstellte. Und
da ist natürlich die mehrmalige Renovierung der Schützenhalle, wo nach und
nach auch die Schießanlage entstand, so wie sie sich heute präsentiert.
Dass die Garde den Schützenplatz vor dem Jahresfest säubert, das gehört
schon zum Standard-Repertoire. Aber
natürlich gibt es wie in jedem Verein auch das "amtliche"
Vereinsleben. Am Beginn eines jeden
Jahres steht die ordentliche Generalversammlung mit der üblichen Tagesordnung
und den Wahlen. Eine Besonderheit
bei der Ehrengarde: die Aufnahme neuer Mitglieder.
Denn die müssen zunächst ein Anwärter-Jahr absolvieren bevor sie zu
ordentlichen Mitgliedern werden können. Eine
besondere Rolle kommt der Garde auch beim Schützenfest selbst zu.
Schon traditionell ist der Samstag der Tag der Ehrengarde.
An ihm hat ihr Kommandeur das Kommando über den gesamten Verein.
Imposant auch das Auftreten der Garde beim abendlichen Zapfenstreich. Weitere Aufgaben der Ehrengarde sind die Begleitung der Fahne
und das Tragen des Vogels. Am
Sonntag dann wartet das Hampelmannschießen, bei dem die Garde Regie führt. Außerdem müssen die Gäste von den Pluggendorfer Jägern
betreut werden. Der
Montag steht auch für die Garde ganz im Zeichen der Königswürde.
Sie ist dabei, wenn ab 6.30 das alte Paar abgeholt wird und zählt stets
zu den ersten Gratulanten des neuen Regenten.
Den begleitet sie traditionell auf dem Weg von der Vogelstange zur
Thronbesprechung. Zusätzlich aber
gibt es eine kleine interne Veranstaltung.
Dabei werden Orden für vier-, sieben- und zehnjährige Mitgliedschaft in
der Ehrengarde vergeben, sowie einer für besondere Verdienste.
Den letzten offiziellen Auftritt haben die Gardisten dann gegen 23 Uhr
mit der Gratulation für das neue Königspaar und seine Throngesellschaft.
Anschließend wird im kleinen Kreis kräftigst gefeiert - übers Jahr
angesammelte Strafgelder wollen "verbraucht" werden,
Ordensverleihungen sind gebührend zu begehen und auch kleinere "Disziplinarverfahren"
abzuhandeln. |
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